Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Eigentlich gibt es derzeit nicht besonders viel zu lachen. Weder im Großen noch im Kleinen. Die Stimmung ist, wer würde das bestreiten wollen, im Keller. Nur die Kabarettisten lassen sich davon nicht anstecken. Eher im Gegenteil. "Die Welt ist ernst genug", findet Arnulf Rating. Und überhaupt ist es bei den Komikern auf der Bühne wie im richtigen Leben: Richtig lustig wird es eigentlich erst, wenn der Spaß aufhört.

Haben die Komiker denn gar nicht mit der schweren wirtschaftlichen Lage zu kämpfen? "Nö", meint Arnulf Rating, der Anfang der 70er-Jahre aus Wuppertal nach Berlin kam, um hier zusammen mit zwei Freunden und einem Koffer voller Hüte anzufangen, auf Bürgersteigen, Plätzen und in Kneipen aufzutreten.

Damit waren Die Drei Tornados geboren – von Kritikern bald als Sponti Pythons gefeiert, spielten sie sich in kurzer Zeit an die Spitze des Kabaretts. Inzwischen zieht Arnulf Rating als erfolgreicher Solokabarettist durch die Theatersäle. Seinen Humor verloren hat er all die Jahre nicht.

Auch nicht in diesen Tagen. "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", meint er und spricht davon, dass gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Humorbedürfnis der Menschen am größten sei. Für seine Form des Hochgeschwindigkeitskabaretts hat Arnulf Rating im März den Deutschen Kleinkunstpreis 2003 erhalten. In ihrer Begründung würdigte die Jury ihn als einen Komiker, der wie kaum ein anderer den Zeitgeist reflektiert und analysiert. Und auf der Bühne regelmäßig Worte wirbeln und Pointen prasseln lässt.

Zu beobachten ist das seit Januar wöchentlich im Tempodrom, wo Arnulf Rating den BLAUEN MONTAG präsentiert. Zu Beginn jeder neuen Woche versammelt er auf der Bühne die Originale des Großstadtdschungels sowie Künstler jeglicher Spielarten. Darunter so bekannte Namen wie Martin Buchholz, Dieter Nuhr, Irmgard Knef, Fil & Sharkey oder Wiglaf Droste. Und selbst aus London kommen regelmäßig Gäste – zum Beispiel der Komiker Steven Day.

© Berliner Akzente, 2/2003 (01.04.2003)