Der 50. blaue Montag: Mit spitzen Pfeilen gegen große und kleine Politik

Comedy

Das hat die Stadt gebraucht. Und bekommen. Einen Abend, der die Kleinkunst-Highlights der kommenden Tage in einer kompakten, temporeichen Show bündelt. Woche für Woche. Immer montags. Mit einem Großaufgebot an Kabarettisten, Komödianten, Musikanten, Artisten und Selbstdarstellern. Mit spitzen Pfeilen gegen große und kleine Politik, mit geharnischten Worten gegen die kulturelle Verödung, mit herrlich irrsinnigem Unsinn, Klamauk und Comedy, Slapstick und Akrobatik.

"Der blaue Montag" heißt diese von Berufssatiriker Arnulf Rating ins Leben gerufene und pointiert moderierte "klingende Stadtrevue", die heute zum 50. Mal über die Bühne der kleinen Arena im Tempodrom geht. Längst hat sich die Reihe als Szene-Institution etabliert, der man blind vertrauen darf. Jeden Monat werden artistische und kabarettistische Haken geschlagen, man widmet sich verstärkt einem Berliner Bezirk - durch Absingen der Bezirkshymne, Hissen der Bezirksflagge und Augenmerk auf Künstler und Originale aus dem Bezirk - im März: Charlottenburg.

Wenn sich heute hinter der blauen Maul-Kulisse der rote Vorhang öffnet, wird Thomas Kreimeyer Ausschnitte aus seinem Programm "Der rote Stuhl" präsentieren. Steh-Greif-Kabarett nennt er es - und macht Ratlosigkeit zum Programm. Kaatie Akstinat wird mit betörender Kunst am Vertikalseil Staunen machen, Reinhild Kuhn zelebriert ihr absurdes Theater, das sich den Problemen widmet, die Frauen haben können, und das Duo Karabaeus windet sich durch Akrobatik an Tuch und Trapez.

Kommunikaze-Autor Wiglaf Droste wird lesen, möglicherweise sogar aus seinem neuen Buch "Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi", und Irmgard Knef gibt einmal mehr die verstoßene Schwester von Hildegard Knef. Auch Ades Zabel will vorbeischauen. Für musikalische Begleitung sorgt das Berliner Damenorchester Salomé. Heute gehen wir zum Lachen mal nicht in den Keller, sondern ins Tempodrom.

Szene-Institution, der man blind vertrauen darf

pem

© Berliner Morgenpost, 15.03.2004